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WUM - Wörterbuch der Ungarndeutschen Mundarten

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Zur Geschichte des WUM

Der Gedanke des Wörterbuchs der ungarndeutschen Mundarten hat eine lange Vergangenheit, man könnte wohl sagen, dass die Größen der ungarischen Germanistik alle den Gedanken hegten, ein oder sogar mehrere Mundartwörterbücher für die deutschen Mundarten in Ungarn zu erstellen (vgl. Hessky 2002: 84f.).

Tafferner hat bereits 1941 – damals bei einer noch zahlenmäßig großen, vitalen und Mundart kompetenten Sprachgemeinschaft – die Notwendigkeit der Kodifizierung der ungarndeutschen Mundarten in Erwähnung gebracht. Karl Mollay benannte 1960 drei wichtige Aufgaben für die Germanistik in Ungarn:

  • die Erstellung eines Wörterbuchs des Frühneuhochdeutschen
  • die Erstellung eines Wörterbuchs der ungarndeutschen Mundarten
  • den Ungarndeutschen Sprachatlas (Mollay 1986: 111)

Insbesondere Hutterer betonte nachdrücklich – gleichfalls in den 60er Jahren – die Dringlichkeit, dass neben dem Ungarndeutschen Sprachatlas auch drei regionale Mundartwörterbücher – entsprechend den drei großen Siedlungsräumen – zu erstellen wären und damit verbunden hegte er auch den Wunsch, ein Tonarchiv zur Archivierung der deutschen Mundarten einzurichten (Hutterer 1991: 188). Bei den deutschen Sprachinseln in Ungarn handelt es sich um die drei großen Siedlungsräume, die von Hutterer mit den Symbolen

  • Ungarisches Mittelgebirge, mittelbairisch
  • Südwestliches Transdanubien (Schwäbische Türkei) und Batschka, hessisch, fränkisch, pfälzisch, schwäbisch
  • Westungarn, mittelbairisch gekennzeichnet worden sind und aus denen, dank der oben erwähnten Vorarbeiten, reichlich Belegmaterialien vorhanden sind

Gewisse Vorarbeiten in Form von Forschungs- und Feldarbeit haben somit schon längst ihren Anfang genommen: Die Untersuchungen von Hutterer und seiner Schule im Plattensee-Oberland sowie in anderen Gebieten Ungarns, in der Nachfolge von Hutterer die soziolinguistischen und folkloristischen Forschungen von Karl Manherz (Budapest), die in den vergangenen drei Jahrzehnten in der südlichen Branau von Katharina Wild fortgesetzt wurden. Selbst in unseren Tagen werden diese Forschungen in allen drei großen Arealen ungarndeutscher Mundartlandschaften weiter geführt.

Erwähnenswert sind unbedingt jene Einzelarbeiten, wie das Glossar der Mundart von Vaskút (Batschka) von Paul Schwalm (1979), die von Hans Gehl – zwar nicht direkt zu den ungarndeutschen Mundarten, doch z.T. auch diese mit inbegriffen – zu den Themenbereichen Bekleidungsgewerbe (1997), Baugewerbe (2000), Landwirtschaft (2003) und donauschwäbische Lebensformen (2005) gesammelten und zusammengestellten Wörtersammlungen und Glossare bzw. Ende der 90er Jahre von Konrad Gerescher (1999) eine Sammlung zum Wortschatz in der Nordbatschka (Südungarn), die alle als nützliche Grundlage zu einem Wörterbuch dienen.

Das wichtigste Standbein der Materialgrundlage des entstehenden Wörterbuchs bildet selbstverständlich der erste Halbband des 2008 erschienenen Ungarndeutschen Sprachatlasses mit seinen 230 Lemmata, bzw. die Lemmata der zweiten Halbbandes des Sprachatlasses (Erb 2012).

Darüber hinaus müssen noch die zahlreichen Seminar-, Fach-, Diplom- und Doktorarbeiten erwähnt werden, die in den letzten Jahrzehnten an den Deutschen Lehrstühlen der Universitäten Budapest und Pécs/Fünfkirchen zu den deutschen Dialekten in Ungarn, zu soziolinguistischen Themen wie Sprachgebrauch, Sprachwahl- und -wechsel, Sprachverlust und Identität bzw. zu diversen folkloristischen Themen entstanden sind. Es geht um Arbeiten, denen in den meisten Fällen eine Feldarbeit zugrunde liegt, die mit einer Belegsammlung und/oder aufgezeichneten Texten erstellt, bzw. Tonaufnahmen zwecks Analyse bereits transkribiert worden sind. Auch das am Forschungszentrum der Ungarndeutschen am Germanistischen Institut in Budapest vorhandene Tonarchiv steht als Materialbasis diesem Wörterbuch zur Verfügung.

Nach einem mehrere Jahrzehnte dauernden Dornröschenschlaf wird nun der Gedanke des Wörterbuchs der ungarndeutschen Mundarten erneut ins Leben erweckt von einem Team, dessen Mitarbeiter teils ausgewiesene Mundartforscher sind, teils lexikographische Erfahrungen in der zweisprachigen Lexikographie haben und nicht zuletzt ist die Tatsache zu erwähnen, dass alle am Projekt beteiligten Mitarbeiter noch über eine aktive Mundartkompetenz verfügen.

Den Hintergrund für die institutionellen Redaktionsarbeiten sichert der im Jahre 2010 zugesprochene Forschungsantrag des Ungarischen Wissenschaftlichen Forschungsfonds (OTKA-Antrag, Registrationsnummer: 81342).